Der Weg zum Erfolg - Ist Erfolg planbar?

Kurzbericht über das Meeting vom 14.03.2019

Flavio Zberg sprach in seinem spannenden Referat offen und persönlich über seine intensive Trainerarbeit mit Kariem Hussein, dem Europameister 2014 über 400m Hürden. Flavio Zberg, wohnhaft in Hergiswil, ist neu Nationaltrainer Sprint und Hürden von Swiss Athletics.

War der Erfolg von Kariem Hussein an der EM 2014 in Zürich Zufall?
Der Athlet und sein Staff (Trainer, Arzt, Physios, Osteopath, Ernährungsberater, ...) haben alles gemacht für den Erfolg. Kariem Hussein war bereit und die Vorteile einer Heim-Europameisterschaft wurden ausgenutzt. Zwei Wochen vor dem Anlass wurde bereits das Hotel bezogen, Kariem Hussein hatte eine eigene Matratze bei sich, beim Betreten des Stadions wurde immer die gleiche, ihn pushende Musik abgespielt, nach den Läufen konnte er jeweils bereits im Stadion ein regenerierendes Eisbad nehmen.

Leiden-schaf(f)t:

Fünf Jahre wurde für den 15. August 2014 gelebt, mit Leidenschaft auf den Tag des Finallaufs in Zürich hingearbeitet. 16 Wochen pro Jahr verbrachte Flavio Zberg mit Kariem Hussein in Trainingslager, sieben Tage pro Woche war für Trainer und Athlet die Leichtathletik das Thema Nr. 1

Sport und Studium:
Sport und Studium liessen sich nicht immer miteinander vereinbaren. Das Studium musste diverse Male unterbrochen werden, im Jahre 2014 standen ausschliesslich sportliche Ziele im Programm. 2018 konnte Kariem Hussein sein Medizinstudium erfolgreich abschliessen.

Die 1:1 Betreuung des Athleten beeinflusste auch stark das Privatleben von Flavio Zberg. 2012 wurde er erstmals Vater, der Wunsch nach einem zweiten Kind musste wegen des Projekts mit Kariem Hussein aufgeschoben werden. Zwei Monate nach den Europameisterschaften war es dann aber glücklicherweise soweit!

Visionen haben und Vorbild sein:
Die Karriereplanung stützte sich auf Messresultate der drei Spitzenläufer von den Olympischen Spielen 2012. Learning from de best. Es zeigte sich, dass Kariem Hussein im ersten Teil des Laufes zu langsam war, dass er aber im zweiten Teil beinahe mit den Weltbesten mithalten konnte. Das gezielte Training zeigte diesbezüglich 2013 noch keine Fortschritte. Die Athletik, die Intensität und Qualität der Trainings mussten gesteigert werden, das Wissen von kompetenten Personen genutzt, mehr Trainingslager eingebaut und dank Studienunterbruch mehr Erholung generiert werden. 2014 kam es zu einer deutlichen Qualitäts- und Temposteigerung. Den ersten Teil des Laufes ging Kariem Hussein bewusst sukzessive energetisch verhaltener an, im zweiten Teil wurde er deutlich schneller als seine Konkurrenten

Fazit 1:
Eine enge, menschlich und sozial positiv verbundene 1:1-Betreuung durch den Trainer, ein klarer Weg, Visionen, Leidenschaft und der Glaube an sein Können waren wichtige Grundpfeiler für den Erfolg von Kariem Hussein.

Nach dem Europameisterschaftstitel 2014 begann ein neues Leben für Kariem Hussein. Als öffentliche Person musste er viele Verpflichtungen eingehen, die bedingungslose Konzentration auf den Sport war nicht mehr möglich, sportliche Rückschläge die Folge, die Karriereplanung bis zu den Olympischen Spielen 2016 war nicht mehr umsetzbar. 2017 erreichte Kariem Hussein aber nochmals den Final an den Weltmeisterschaften. Ende 2017 kam es dann zur Trennung zwischen Kariem Hussein und Flavio Zberg. Kariem Hussein entschied sich zu einem Neuanfang mit neuem Trainer und neuem Umfeld. Aktuell setzt er wieder alles auf die Karte Sport.

Fazit 2:
Erfolg ist planbar. Es braucht Ziele, Visionen und Träume. Erfolg und Emotionen machen aber auch süchtig

Urs Grüter
Sekretär Panathlon Club Luzern