Mentales Training im Leistungssport

Monika Wicki-Hess gab am Meeting vom 16. Mai 2024 den anwesenden Mitgliedern einen interessanten Einblick in ihre Arbeit als Mentaltrainerin.

Als Skirennfahrerin machte Monika Wicki-Hess früh eine prägende persönliche Erfahrung. Drei Monate nach dem ersten Weltcuprennen startete sie 1982 mit 17 Jahren bereits an den Weltmeisterschaften in Schladming.Im Riesenslalom platzierte sie sich im ersten Lauf auf dem sensationellen 2. Rang. Doch die Nervenbelastung war zu gross, die mentale Stärke fehlte. Eine kleine Unaufmerksamkeit, ein kurzer Konzentrationsverlust, führte zu einem Fahrfehler und zum Ausscheiden.

Mentale Stärke bedeutet, unter Druck konstruktiv, positiv und realistisch denken zu können und innerlich ruhig zu bleiben. Mit dem Druck an Grossanlässen umgehen kann mehrheitlich ihr «Musterschüler» Marco Odermatt. Monika Wicki erwähnt aber, dass Marco Odermatt auch gute körperliche Voraussetzungen, eine ausserordentliche Technik und einen hohen Trainingsfleiss hat. Er kann die Nervosität positiv nutzen, in Stresssituationen fokussiert bleiben und eine optimale Körperspannung aufbauen. Er besitzt ein gutes Selbstvertrauen, kann auf der Piste intuitiv agieren und reagieren. Aber nur was intensiv trainiert wird, kann im Wettkampf abgerufen werden.

Im mentalen Training stehen folgende Themen im Vordergrund:

  • Realistische Zielsetzung, herausfordernd aber machbar.
  • Gedankenkontrolle
  • Atmung, Regeneration, Entspannung und Aktivierung
  • Visualisierungen
  • Vorbereitungen auf wichtige Aufgaben
  • Rituale
  • Debriefing, genaue Analyse auch von Erfolgserlebnissen

Die Ziele müssen spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert sein (SMART), ohne Ziele keine Anstrengung.Die Komfortzone ist wichtig um Energie zu tanken, wenn man aber weiterkommen will, muss man sie bald wieder verlassen und in eine Lern-, Wachstums- und Entwicklungszone hinübergehen, neue Erfahrungen machen und lernen mit Unsicherheiten umzugehen. Bei Schicksalsschläge braucht es eine mentale Stärke, um aus dem roten wieder in den gelben Bereich zu kommen.

Im mentalen Training wird zukunfts- und lösungsorientiert gearbeitet, die eigenen Stärken werden thematisiert, Autosuggestion trainiert, Selbstgespräche und Gedankenmuster gesteuert. Die AthletInnen formulieren ihre Sätze selber, negative Punkte werden umformuliert, das Selbstvertrauen gestärkt. In den Aufgabenbereich gehören auch die Entspannungs- und Aktivierungsatmung oder die Erarbeitung eines Wettkampf-Countdowns, die Visualisierung von Abläufen.

Der Nutzen eines gezielten Mentaltrainings findet im Sport und Beruf zunehmend Beachtung. Wertvoll ist eine Zusammenarbeit des Mentaltrainers mit dem sportlichen Trainer. Aber auch das Umfeld (Familie, Freunde) ist für eine erfolgreiche Karriere wichtig.