Tom Stauffer – der Tüftler und Motivator

Er war ein erfolgreicher Cheftrainer im Ausland, seit fast 10 Jahren bekleidet er das Amt des Alpinchefs der Männer bei Swiss Ski: Mit Thomas «Tom» Stauffer sind die Schweizer Männer wieder an die Spitze zurückgekehrt. Im letzten Winter haben die Schweizer Skifahrer in 20 Weltcup-Rennen 19 Podestplätze erobert und mehr als 3400 Weltcuppunkte gesammelt. Das sind gegen 700 Punkte mehr als die zweitbeste Nation, die Norweger.

Beim Besuch im Panathlon Club Luzern merkten die zahlreich anwesenden Mitglieder schnell, dass der Berner Oberländer ein detailversessener Tüftler und Analyst, aber auch ein begnadeter Kommunikator ist. Gerne vertieft er sich in Abschnittszeiten, Trainingsergebnisse, in neue wissenschaftliche Studien oder feilt an wichtigen Details. Aber die Kommunikation mit seinen Trainern, mit den Athleten und dem Fachpersonal sei ihm mindestens gleich wichtig, wie er meint.

So kam dann schnell die Frage auf, was so ein Cheftrainer nach der Saison im Frühling und Sommer alles erledige. Ganz einfach, Tom Stauffers Antwort: «Die letzte Saison analysieren, Verbesserungen herausfiltern, mit den Kaderathleten sprechen, an Fortbildungen teilnehmen und die neue Saison detailliert planen». So steht im August wieder der Trainings-Abstecher nach Südamerika bevor, vielleicht die einzige Möglichkeit, um auf «normalem» Naturschnee zu trainieren und das muss ausgenützt werden. Generell sei die Schneesituation in den letzten Jahren problematischer geworden und deshalb müsse jede Möglichkeit voll ausgenützt werden, um von guten Bedingungen zu profitieren.

Gleichzeitig feilt Tom Stauffer am Teamgefüge: Das Männerteam sei in einem gewissen Umbruch, habe relativ zahlreiche jungen Fahrer, die an der Schwelle zum Weltcup stehen und sich dort um die raren Plätze da duellieren. Da ist es vor und während der Saison zentral, genau zu überlegen, wer in Form ist, wen man wo einsetzen will und wer in welcher Trainingsgruppe am meisten profitieren kann. «Mit den Fahrern sprechen, ihnen erklären, wieso sie jetzt im Europacup starten müssen, ist eine zentrale Aufgabe während des ganzen Jahres!»

Die Panathletinnen und Panathletinnen wollten natürlich auch wissen, wie gross der Anteil von Swiss Ski und von Tom Stauffer am grossartigen Erfolg von Überflieger Marco Odermatt ist. Tom relativierte:» Wenn ein Talent gesichtet und dann regional ausgebildet wird, dann ist Swiss Ski noch nicht dabei. Der Erfolgsweg eines Athleten oder Athletin fängt weit vor dem Eingreifen von Swiss Ski an und liegt in den Händen der regionalen Klubs oder den Leistungszentren. Wenn dann Swiss Ski später dazu stösst, dann besteht die Hauptaufgabe darin, Bedingungen und Umfeld so zu realisieren, dass sich das Talent darin voll entwickeln und Fortschritte machen kann. Ziel ist es natürlich, das Talent an die Spitze zu bringen, wie dies einem Marco Odermatt, aber auch einigen anderen Bilderbuch-mässig geglückt ist. Das bedeutet, dass er in die richtige Trainingsgruppe kommt, immer gute Trainingspisten und Erholungsmassnahmen vorfindet und das Material ideal abgestimmt werden kann. Zudem gilt es, die Schwächen zu erkennen und natürlich möglichst auszumerzen.

Und immer wieder weist Tom Stauffer auf die Wichtigkeit seines erfahrenen Trainer-Staffs hin: «Wir haben das Glück, dass wir da eine ideale Mischung haben und vor allem, dass wir eine Konstanz haben. Da weiss ich als Männerchef, aber auch als Athlet, was einem erwartet und wie alles läuft».

Hansjörg Wyss