Vom Schwingen zum Frauenfussball - neue Einblicke in die Sportgeschichte der Innerschweiz

Bericht über das Meeting vom 09.09.21

Die heute weltweit populärste Sportart Fussball wurde in den Zuger Nachrichten 1914 beschrieben als unsinniger Sport, mit schädlichem Einfluss auf die Gesundheit und das Lerngedenken.

Wie die Entwicklung einer neuen Sportart stets mit Widerständen zu kämpfen hat, zeigte Dr. Michael Jucker, Professor Historisches Seminar der Universität Luzern und Projektleiter vom Portal «swiss sports history» in seinem Referat beim Meeting des Panathlon-Clubs Luzern vom 9. September 2021 auf.

Die Anfänge des Fussballs in der Innerschweiz gehen ins 19. Jahrhundert zurück, die Popularisierung aber erst im 20. Jahrhundert.Englische Studenten und Schüler brachten den Sport in die Westschweiz, in Lausanne wurde der erste Fussball- und Cricketverein der Schweiz gegründet.1897 wurden in der Innerschweiz per Inserat im Luzerner Tagblatt fussballbegeisterte Fussballer zur Gründung eines Vereins gesucht. Die Gründung vom FC Luzern erfolgte dann aber erst 1901.

Frauenfussball war lange Zeit verboten und verpönt, bis 1970 gab es keinen Spielbetrieb in einer Liga. Die ersten weiblichen Teams der Innerschweiz gab es beim FC Emmenbrücke und dem FC Alpnach. Spannende Einblicke in die 50-jährige Geschichte vom Frauenfussball der Schweiz bietet die Seite www.seit1968.ch. So gingen zum Beispiel die Fussballerinnen vom FC Alpnach per Autostopp an ihre Auswärtsspiele. Der Neid an ihrem Erfolg in der Nationalliga war gross. Mit einem Traktor wurde ihnen einmal das Spielfeld zerstört oder die Warmwasserduschen wurden abgestellt. Aber dank den Erfolgen des Frauenteams musste in Alpnach das Flutlicht installiert werden, wovon die Männer schlussendlich auch profitieren konnten.

Auch der Schwingsport musste in der Geschichte mit Widerständen kämpfen. Im Mittelalter wurde der Schwingsport von kirchlichen und städtischen Behörden verboten. Die Anlässe am Sonntag, die rauen Sitten beim Publikum und der übermässige Alkoholkonsum führten zu Sittenmandaten und Verboten ab dem 15. Jahrhundert. Die Renaissance erlebte der Schwingsport 1805 mit dem Unspunnenfest, organisiert von Berner Aristokraten. Der Nationale Brauchtum wurde den Touristen präsentiert, so auch 1893 vor dem Hotel Europe in der Stadt Luzern.Die Führung des Schwingerverbandes war lange Zeit städtisch geprägt. Einen bedeutenden Aufschwung im Schwingsport ergab der Zusammenschluss mit den Turnern. 1907 erschien die erste Schwingerzeitung.

Fazit aus den exemplarischen Beispielen:

  • Erneuerungen haben immer mit Widerständen zu kämpfen
  • Der Tourismus hatte Einfluss auf die Entwicklung verschiedener Sportarten

Beeinflusst vom englischen Tourismus ist die Entwicklungen von diversen Sportarten in der Stadt Luzern wie dem Pferdesport (Concours Hippique ab 1909), dem Rudersport (Gründung vom Seeclub Luzern 1881) oder dem Golfsport (1903 Gründung vom Golfclub Luzern, der in den Anfangsjahren gemäss Jürg auf dem Sonnenberg beheimatet war).

Informationen und Angebote zur Sportgeschichte in der Schweiz sind zu finden unter
www.sportshistory.ch


Urs Grüter
Sekretär Panathlon Club Luzern